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In den Randzonen der Stadt

Die Endenicher Kunsthalle E105 wirft in der Ausstellung „Leichte Mädchen – schwere Jungs“ einen Blick auf den eigenen Stadtteil  

In der aktuellen Ausstellung „Leichte Mädchen – schwere Jungs“ geht es um den besonderen, den spröden Charme städtischer Randzonen. In Fall der Endenicher Kunsthalle in Bonn heißt das für die Ausstellungsmacher vor allem die Beschäftigung mit dem eigenen Viertel. Oder vielmehr der Gegend, denn als richtiges Viertel kann das Niemandsland in Endenich zwischen Autobahn, Müllverbrennungsanlage und Bordell kaum durchgehen. Umso interessanter also, was die fünf geladenen Künstler dazu zu sagen haben.

Frontal und ohne Umschweife packt Michael Donner das Thema an. Auf großformatigen Fotografien hat er die unmittelbare Umgebung des E105 festgehalten. Die Aufnahmen, meist in der Dämmerung entstanden, richten den Blick auf ein erinnerungsloses Irgendwo. Mit einem speziellen Objektiv fokussiert Donner einzelne Motive. Ein Schild, eine Litfasssäule, Plakatwände oder eine Straßenkreuzung, der Rest verschwimmt im Ungefähren - traurig und schön zugleich.

Witzig und betont taktlos stellt der Leipziger Maler Martin Galle seine Versionen von leichten Mädchen und schweren Jungs vor. Im Bild „Asia-Imbiss“ suchen vier leicht bekleidete Damen, deren Augenpartien durch Frühlingsrollen unkenntlich gemacht wurden, „nette Kolleginnen“. „Bachpimp“ nennt sich ein Bild von Johann Sebastian Bach, das mit aufgesprühten Graffitis den großen Komponisten aufmotzt oder eher verunstaltet, je nach Sichtweise. Galle zitiert und verfremdet ungeniert. In der Folge sieht man lieber zwei Mal hin, um keine Frechheit zu verpassen.

Max Frintrop sucht sich die Zitate für seine Collagen aus der bunten Welt der Magazine. Da sitzt der Adlerkopf auf einem barbusigen weiblichen Oberkörper oder eine fröhliche Frau bläst dem Betrachter dicke Seifenblasen entgegen. Frivol und ungezügelt malt Frintrop mit seinen Collagen Bilder, die an die Aufdringlichkeit von Werbebotschaften erinnern.

Die ausrangierten Dinge des Alltags nimmt sich der Bildhauer Muyan Ole Lindena vor. Stuhl, Shampoo-Flasche, Eierkarton oder ein ganzes Bett zersägt er ordentlich in Streifen, und fügt sie, leicht versetzt wie auf einer Aufschnitt-Platte, wieder zusammen. Vertraut und ungewohnt, mit neuer Würde ausgestattet, erhält das Banale einen eigenen feinsinnigen Rhythmus.

„Walter“, den Kathrin Hausel großformatig in Öl festgehalten hat, gehört eigentlich zu ihrer Serie über Menschen aus der Bonner Nordstadt. Aber hier, nach Endenich, passen diese „urban legends“ ebenso gut. Bedeckt mit Tattoos, Piercings und einem zerknautschten Laken, träumt Walter, mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, von friedlichen Zeiten in den Randzonen der Städte.

E105 – Halle für Kunst und Design, Bonn, Endenicher Straße 105, bis 21. Juni. Di-Fr 14-18, Sa 10-18 Uhr, Katalog.